Die Entwicklung des Welpen

Die emotionale und auch körperliche Entwicklung der Welpen beginnt bereits im Mutterleib, der Lebensstil, die Nahrung und auch die Gefühle der Mutter haben bereits jetzt Einfluß auf die Entwicklung der Ungeborenen. Bereits mit diesem Wissen, können wir uns als Züchter in verstärktem Maße der Mutterhündin widmen,  ihre Gesundheit und die der Welpen durch besonders hochwertige Kost günstig beeinflussen. 

Der neugeborene Welpe befindet sich bis zur 2. Lebenswoche in der “Vegetativen Phase“, d.h. alle seine Reaktionen sind instinktgesteuert, sein Leben dreht sich nur um Ernährung, Ausscheidung, Wärme, die Kleinen bewegen sich mit pendelnden Kopfbewegungen hin zur mütterlichen Zitze, sie können noch nichts sehen und auch nichts hören, sie können aber Wärme wahrnehmen. In der dritten Woche öffnen sich die Augen und auch die Ohren, jetzt sind die kleinen Welpen in der Lage, ihre Geschwister zu erkennen, sie beginnen mit Spiel und Raufereien.

Danach beginnt die Prägungsphase. Hunde sind nicht rein instinktgesteuert, sondern bereits in der Jugendphase äußerst lernbegierig – Prägung ist auch eine Art des Lernens, allerdings findet Prägung nur in einem bestimmten Zeitraum in der Jugendentwicklung des Welpen statt. Prägung ist ein einmaliger und unwiederholbarer Vorgang während einer kurzen Zeit in einer genetisch festgelegten Zeitspanne. In dieser Zeit werden die Welpen unwiderrufbar auf die Objekte ihrer sozialen Beziehung, den Menschen, festgelegt.

Verstreicht diese sensible Prägungsphase (4.-8. Lebenswoche) ungenutzt, und der Welpe wird nicht geprägt, so führt das zu schwerwiegenden, lebenslangen Verhaltensstörungen – was fast jeder Hundebesitzer bestätigen kann, der seinen Welpen nicht bei einem Züchter, sondern bei einem „Hundevermehrer” oder im Tierhandel erworben hat. Lernen ist die Fähigkeit, Informationen zu speichern, diese bei Bedarf abzurufen und zwischen guten und schlechten Erfahrungen zu unterscheiden. In der Prägungsphase der Welpen finden wir die einfachste Form des Lernens, welches uns Züchtern so selbstverständlich erscheint, dass wir es oftmals gar nicht als eine Form des Lernens erkennen. Dieses Lernen ist eine Anpassung des Welpen an seine Umwelt, es wird für ihn als eine biologisch notwendige Anpassungsleistung dargestellt, deren wichtigstes Element das Lernen durch Erfolgserlebnisse ist. Sein Verhalten lässt ihn immer wieder in Situationen kommen, die gemeistert werden müssen, wobei er im Spiel wichtige Verhaltensweisen für das spätere soziale Zusammenleben einübt, er übernimmt soziale Verhaltensweisen der älteren Rudelgenossen, die er später, zwar nicht genetisch, aber als „Traditionen”, an die nächsten Generationen weitergeben kann.

Für unsere Welpen ist diese Prägungsphase der wichtigste Lebensabschnitt für das spätere Zusammenleben mit dem Mensch. In dieser Zeit der Neugier und der angeborenen Lernbegabung, werden sie nun schnell auf den Menschen geprägt.

Allerdings sind Fehler, die während dieser Prägungsphase im Umgang mit dem Welpen gemacht werden, auch beim erwachsenen Hund zeitlebens nicht mehr korrigierbar. Im Alter von vier bis fünf Wochen zeigen die Welpen auch schon ersten Anzeichen von Aggression, obwohl augenscheinlich kein Grund dazu besteht, denn die für sie elementaren Bedürfnisse wie Futter und Fürsorge der Mutter sind für alle reichlich vorhanden.

Furcht und Aggression sind ein wichtiger biologischer Faktor zum Überleben, sowohl für den einzelnen als auch für das ganze Rudel. Durch die innerartliche Aggression werden die stärksten, gesündesten und intelligentesten Hunde in Rivalenkämpfen um Rangstellung, Geschlechtspartner und Fortpflanzung selektiert, bereits in dieser Phase kann der Züchter besonders starke Tiere erkennen. Es ist also nicht unbedingtes Zuchtziel, aggressionsfreie Hunde zu züchten, was nicht angestrebt wird, sind Hunde mit unerwünschter und unkontrollierbarer Aggression.

Von der 8. bis zur 12. Lebenswoche befinden sich die Welpen in der „Sozialisierungsphase“. Diese ist ziemlich bedeutungsvoll für die Weiterentwicklung des Welpen und seine Fähigkeit, sich seiner Umwelt und vor allem dem Menschen anzupassen. Am Anfang dieser Phase kommt der junge Hund normalerweise in seine neue Umgebung und in die ihm noch unbekannte neue Familie. Dabei erfährt er die ersten Erziehungsmaßnahmen. Er muss lernen, sich seiner neuen Familie, seinem Rudel, anzupassen. Der Schwerpunkt dieser Entwicklungsphase liegt auf dem spielerischen Lernen. Es gibt erste Untersagungen, die ersten Verbote, die ein normal veranlagter Welpe auch bereit ist anzuerkennen. Er spürt die Autorität seines Besitzers und ist bereit sich unterzuordnen, um seinen Platz im Rudel zu finden. In dieser Phase ist es auch wichtig, den jungen Hund nicht zu überfordern und durch bestimmte Situationen oder Erlebnisse in Gefahr zu bringen. Der Welpe lernt sehr schnell, man sollte allerdings über positive Verstärkung mit dem Welpen arbeiten, d.h. erwünschtes Verhalten wird gelobt und durch spielen, streicheln, oder Leckerchen belohnt, so dass dieses Verhalten in Erwartung von Annehmlichkeiten immer wieder gerne vom Welpen gezeigt wird. Ein wichtiger Satz, den man sich immer wieder selbst sagen sollte heißt: Für den Hund muss sich etwas lohnen, nur aus reiner Freundschaft zeigt er das gewünschte Verhalten nicht. Später können die Abstände bei den Belohnungen länger werden, am Anfang bekommt der Welpe für jede richtige Aktion eine Belohnung in Form von Leckerlies. Unerwünschtes Verhalten wird sofort bei der Tat unterbunden. Meist reicht ein scharfes, in tiefer, energischer Stimme gesprochenes „NEIN“ schon aus, um den Welpen von seinem Vorhaben abzubringen. Die Welpen sind in dieser Phase noch sehr leicht beeinflussbar. Es macht Spaß mit ihnen zu arbeiten. Die Bereitschaft seinen Besitzern zu gefallen und sie als Chef anzuerkennen, sollte man sich zu Nutze machen.

 Zwischen der 13.-16. Lebenswoche nimmt der junge Hund seinen Platz im Rudel ein. Diese „Rangordnungsphase“ ist gekennzeichnet durch das Austesten von bestehenden Grenzen. Der Rudelführer Mensch wird dabei auf seine Führungsqualitäten hin überprüft. Hierbei ist es wichtig, dass der Welpe seine Grenzen immer und immer wieder aufgezeigt bekommt und die Einhaltung der Regeln vom Besitzer konsequent eingefordert wird.

Zwischen dem 5. und 6. Monat findet der Gebisswechsel statt. Der Hund entwickelt sich vom Kleinkind zum Schulkind. Im Rudel würde der junge Hund nun zum ersten Mal mit auf die Jagd mitgenommen werden und seinen Platz beim Jagen und damit auch im Rudel zugeteilt bekommen, deshalb nennt man diese Phase auch „Rudelordnungsphase“. Der Hund ist auch im Menschenrudel bestrebt sich seinen Platz im Rudel zu suchen und zu festigen. Der neue Besitzer des Hundes muss ihm dabei ganz deutlich klarmachen, dass seine Stellung die unterste im „Familienrudel“ ist. Damit ist für den Hund seine Position geklärt und er wird sich nun besonders eng demjenigen anschließen, der für ihn den starken Rudelführer symbolisiert und dessen Autorität anerkannt ist.

 

Zwischen dem 7.- und 12.- Lebensmonat beginnt beim Hund die „Pubertätsphase“. In dieser Zeit hebt der Rüde in der Regel zum ersten Mal sein Bein, die Hündin hat ihre erste Läufigkeit und Konkurrentinnen werden weg gebissen. In dieser Phase erlebt man oft regelrechten Trotz bei den Hunden und es scheint als ob der junge Hund alles bereits Erlernte einfach wieder „vergessen“ hat. In dieser Zeit sollte man auf keinen Fall resignieren, sondern mit liebevoller aber unnachgiebiger Konsequenz weiter mit dem Hund arbeiten.

In der „Reifungsphase“ vom 12. Bis 18. Monat zeigt es sich, ob der Hund die Anleitung erhalten hat, die seine Entwicklung optimal fördern konnte. Der fortdauernde Bestand der Lernfreudigkeit und der Bereitschaft zur freundlichen Kontaktaufnahme mit Mensch und Tier belegen dieses. Der Hund ist nun psychisch ausgereift und kaum noch zu verändern. Positive, wie negative Eindrücke und Erfahrungen bestimmen nun sein weiteres Handeln.

 

Die Rangordnung im Familienrudel

Hunde sind Rudeltiere. Im Rudel herrscht eine strenge Hierarchie. Auch in seinem menschlichen Rudel, seiner Familie, sucht der Hund nach dieser Hierarchie. Insbesondere will er unbedingt wissen, wer das Sagen im Rudel hat. Wenn niemand sonst die Rolle des Rudelführers übernimmt, dann macht das der Hund, was Streß für Hund und Mensch bedeutet und unter Umständen auch gefährlich sein kann.

Für ein angenehmes Zusammenleben von Mensch und Hund ist es also unbedingt erforderlich, dass der Mensch die Rolle des Rudelführers übernimmt. Hunde leben nicht in gleichberechtigten Beziehungen, wer danach strebt, sollte es nicht mit einem Hund versuchen. Dieser Versuch, den Hund zu vermenschlichen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil er nicht der Natur des Hundes entspricht. Ein Hund wird sich immer mit einem starken Rudelführer wohler fühlen als mit einem schwachen, zaghaften. Er hat dann eher das Gefühl, sich auf sein Rudel verlassen zu können.

Rangordnung und Hundeerziehung

Ein starker Rudelführer zu sein hat nichts mit Gewaltanwendung oder mit Willkür zu tun. Es bedeutet einfach, dass man klare Regeln vorgibt und auf der Einhaltung dieser Regeln besteht. Der Hund weiß dann immer, woran er ist und kann sich auf seinen Menschen verlassen. Auch wird der Hund immer danach streben, es seinem Menschen recht zu machen, wodurch die Erziehung des Hundes einfach wird. Die Unterordnung des Hundes unter den Menschen ist also etwas völlig natürliches, was für die Erziehung des Hundes und für das Zusammenleben absolut notwendig ist und auch vom Hund als natürlich und angenehm angesehen wird.

Wer ist ein guter Rudelführer?

Damit man von seinem Hund als Rudelführer akzeptiert wird, muss man einige Verhaltensmaßregeln beachten. Am wichtigsten ist ein selbstbewußtes, selbstsicheres Auftreten. Wer natürliche Autorität ausstrahlt, wird von vielen Hunden schon alleine deshalb als Rudelführer anerkannt. Zaghafte, selbstunsichere Menschen haben es da schwerer, aber auch sie können durch die richtigen Verhaltensweisen die Rangordnung in ihrem “Rudel” bestimmen. Die Erfolge im Umgang mit dem Hund steigern dann letzten Endes auch das Selbstbewußtsein, so dass es im Laufe der Zeit einfacher wird. Wer von sich weiß, dass er eher nicht so selbstsicher ist, sollte schon bei der Auswahl des Hundes besser darauf achten, dass er kein Tier bekommt, das ein hohes “Alpha-Potential” hat. Der Welpe, der alle seine Wurfgeschwister dominiert, ist also nur für wirklich selbstsichere Menschen mit Hundeerfahrung geeignet.

Wie wird man Rudelführer?

Um Dominanzprobleme mit seinem Hund zu vermeiden, sollte man sich wie ein Rudelführer, also dominant verhalten. Das fängt am ersten Tag an. Schon der Welpe muss lernen, dass nicht alles nach seinem Kopf geht, auch wenn es noch so putzig und niedlich wirkt.

Der Rudelführer stellt die Regeln des Zusammenlebens auf, die dann immer für alle gelten. Man sollte darauf achten, dass das auch tatsächlich immer der Fall ist, unabhängig davon, ob man gerade gut oder schlecht gelaunt ist, ob man gerade viel oder wenig Zeit hat.

Wenn der Hund eine Aufgabe bewältigt oder ein Kommando befolgt, muss er belohnt und gelobt werden. Er muss merken, wenn sein Mensch zufrieden mit ihm ist. Umgekehrt darf der Hund nur dann Belohnungen bekommen, wenn er vorher eine Aufgabe ausgeführt hat. Auf keinen Fall darf man seinem Hund ein Leckerli oder auch nur eine Liebkosung geben, weil er darum bettelt. Wenn sein Betteln erfolgreich ist, dann lernt der Hund, dass er bestimmen kann, was wann geschieht. Bestrafungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden, mit Belohnungen an der richtigen Stelle erreicht man mehr.

Man sollte jeden Tag Unterordnungsübungen wie Sitz, Platz, Bleib mit dem Hund machen. Diese Kommandos sind ohnehin Teil des normalen Alltags. Es ist von Vorteil, diese Übungen auszudehnen. Obedience, also Gehorsam oder Unterordnung, ist eine Sportart, die Hunden Spaß macht und die eine eindeutige Rangordnung voraussetzt und fördert. Vor allem Hunde, denen es eher schwer fällt, sich unterzuordnen, profitieren von IPO , Obedience , Agility und vergleichbaren Sportarten und Übungen.

Man sollte seinem Hund gelegentlich sein Futter, seinen Knochen oder sein Spielzeug wegnehmen, ohne dass er knurrt oder sich wehrt. Wenn das nicht möglich ist, muss man es unbedingt üben, der Rudelführer darf sich immer und überall bedienen. Man sollte ihm die Sachen aber wieder zurückgeben.

Kind und Boxer:

Wenn ein “Menschenrudel” mit Kindern einen Hund, egal welchen Alters und woher, zu sich nimmt solle es folgende Punkte, zum Schutze ihrer Kinder und des Hundes, beachten:

 Der Hund ist kein Spielzeug oder Turngerät. Zu grobes Spielen, besonders bei Kleinkindern oder herumklettern (Reiten, ziehen an Ohren oder Rute) sind für den Hund sehr schmerzhaft und können zu Abwehrreaktionen, im schlimmsten Fall, in Form von Bißverletzungen führen.  Lassen Sie kleine Kinder NIE unbeaufsichtigt bei einem Hund. Viele Beißattaken könnten vermieden werden, wenn Kinder und Hunde beaufsichtigt würden.

 Wenn man zuerst einen Hund hat und sich Familienzuwachs einstellt, vernachlässigen Sie niemals ihren Vierbeiner oder jagen ihn von dem Baby weg. Auch Hunde entwickeln so etwas wie Eifersucht. Bringen Sie Ihrem Kind so früh wie möglich bei, daß man auch fremde Hunde akzeptieren soll und nicht, in welcher Form auch immer (Kinder sind da sehr erfinderisch) ärgern darf.

 Verbieten Sie Ihrem Kind, daß es den Hund beim Fressen stört oder gar das Futter wegnimmt. Der Futterneid ist bei vielen Hunden sehr ausgeprägt.

 Erklären Sie Ihrem Kind so früh wie möglich, daß es Hunde NIE von hinten, sondern NUR von vorne kommend streicheln darf. Wenn ein Hund seine Ruhe haben will, (ein Hund schläft ca. 16 Stunden pro Tag) ist es besser ihn nicht zu stören.

 Sollten sich mehrere Hunde bei Ihnen befinden und ernsthaft zu raufen beginnen, ermahnen Sie Ihre Kinder dazu NIEMALS zu schreien oder gar zu versuchen die Hunde zu trennen, sondern nur so rasch wie möglich Hilfe zu holen.

 Lassen Sie NIEMALS Ihre Kinder mit einem Hund, und sei er noch so klein alleine spazieren gehen. Schneller als uns lieb ist, kann es passieren, dass der Hund über die Straße will und das Kind mit sich vor ein Fahrzeug zerrt. Außerdem kann es vorkommen, dass der Hund mit einem anderen freilaufenden Hund (es kommt leider zu oft vor, dass Hunde frei herumlaufen) zu raufen beginnt.

Wenn Sie all diese Punkte beherzigen, dann steht einer fröhlichen Beziehung zwischen Hund und Kind nichts mehr im Wege. Außerdem gibt es schon einige Hundeschulen, die Kinder ab 10 Jahren als Hundeführer fördern.

Zum Abschluß möchte ich noch erwähnen, daß ein Hund, der, unter fachgerechter Anleitung, zum Schutzhund ausgebildet wurde, keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt, da dieser es gelernt hat nur auf Kommando anzugreifen und im Normalfall (Außnahme Diensthunde) nur für sportliche Zwecke (Turniere) eingesetzt wird.

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